ORTSZEIT IV – Maurinmühle Teil 2

Wahrheitsfindung und Versöhnung

Ausstellung | 24.06. bis 10.09.2023 | St. Laurentius-Kirche Schönberg
Installationen | 15.07. – 10.09.2023 | Maurinmühle
Wahrheitsfindung und Versöhnung: Ein Kunstprojekt mit geschichtswissenschaftlicher Begleitung arbeitet sich an einem vergessenen Ort und verborgenen Spuren der Erinnerung ab. Dabei loten 14 Künstler:innen aus Deutschland, der Schweiz und Polen die Möglichkeiten der Kunst aus. Im Rahmen des Schönberger Musiksommers zeigt das Projekt „ORTSZEIT IV – Maurinmühle Teil 2“ ab dem 24. Juni eine Kunstausstellung in der St. Laurentius-Kirche Schönberg und ab dem 15. Juli Kunstinstallationen in Maurinmühle. Die Arbeiten sind an beiden Orten bis zum 10. September 2023 zu sehen.

MAURINMÜHLE – DER ORT
Weite Blicke über sanfte Hügel bis zum Horizont. Eine wunderschöne Landschaft. Maurinmühle. Über die Geschichte(n) des Ortes ist Gras gewachsen, doch etwas hat sich ins kollektive Gedächtnis eingeschrieben.
Maurinmühle war im Mittelalter eine Getreidemühle. Im angehenden 20. Jahrhundert wurde das ehemalige Wohnhaus der Müllerfamilie als Fremdenpension, Lungenheilanstalt, Erholungsheim und später als Waisenhaus genutzt. In den 1940er Jahren brach das dunkelste Kapitel dieses Ortes an: Im Waisenhaus wurden die Säuglinge polnischer, ukrainischer und russischer Zwangsarbeiterinnen untergebracht, bewusst vernachlässigt und zu Tode „gepflegt“. Das DDR-Regime demontierte und tilgte die physischen Spuren. Zeitzeug:innen und ihre Nachkommen – schwiegen. In den Archiven – Leerstellen.
In den vergangenen Jahren wurde die Geschichte des Ortes wissenschaftlich erforscht. Seit zwei Jahren setzt sich eine Gruppe von Künstler:innen im Projekt „ORTSZEIT“ intensiv mit diesem Ort auseinander.

ORT UND ZEIT – DIE FRAGEN
Was werden und können wir mit diesem Ort machen? Werden wir ihn vergessen?
Wie können wir die Spuren der Vergangenheit in der Gegenwart denken?
Können wir auch jene zu erreichen, die keinen Zugang zu diesen Erinnerungen haben?
Können wir Wege finden, die zu nachhaltigem Denken und Handeln im Hier und Heute führen?
Welche Möglichkeiten haben wir Künstler:innen in diesem Prozess?

ORTSZEIT IV – DAS PROJEKT
ORTSZEIT ist ein Kunstprojekt, das sich vergessenen Orte und verborgenen Spuren der Erinnerung widmet und dabei die Möglichkeiten der Kunst nutzt. Schon 2022 arbeiteten Künstler:innen des Projekts zu Maurinmühle (ORTSZEIT III). Der ersten Ausstellung im vergangenen Jahr folgen in diesem Jahr im 2. Teil (ORTSZEIT IV) zwei weitere Ausstellungen – eine in der St. Laurentius-Kirche Schönberg und eine weitere mit künstlerischen Installationen im Außenraum direkt vor Ort in Maurinmühle: Die beteiligten 14 Künstler:innen aus Deutschland, der Schweiz und Polen setzten sich auf eine jeweils sehr persönliche Art mit diesem Ort auseinander und entwickelten Arbeiten, die ausnahmslos von ihm inspiriert sind. Alle Werke knüpfen gedanklich an die historische Nutzung des Ortes an.
Kunst setzt die wissenschaftliche Recherche fort; sie vermittelt auf emotionaler Ebene und vergegenwärtigt Erfahrungen, die schon längst vergangen sind – und schafft Relevanz. Sie dringt in die Öffentlichkeit, ändert Perspektiven, evoziert Diskurse. Sie stellt mehr Fragen als sie Antworten gibt und ermöglicht den Betrachter:innen eine eigenständige Auseinandersetzung.

MAURINMÜHLE TEIL 2 – DIE AUSSTELLUNGEN
In der St. Laurentius-Kirche Schönberg werden in einer Ausstellung Fotografien, Malereien, Zeichnungen, Grafiken, Skulpturen, Objekte und Videoinstallationen präsentiert (24.06.–10.09.23). Die zweite Ausstellung in Maurinmühle zeigt auf dem Gelände des ehemaligen Waisenhauses und seiner umgebenden Landschaft ortsspezifische Klang-, Boden- und Raum-Installationen (15.07.–10.09.23). Auf einem künstlerisch-historischen Weg um Maurinmühle können sich interessierte Besucher:innen über den Ort und die Geschehnisse informieren.

AKTEUR:INNEN
Konzept, Kuration, Projektleitung: Annette Czerny
Geschichtswissenschaftliche Begleitung: Lukas Augustat (Martin-Luther-Universität / Halle-Wittenberg), Dr. Florian Ostrop (Stiftung Mecklenburg)
Beteiligte Künstler:innen: Annette Czerny, Susanne Gabler, Santhe Hauser, Paweł Kuczyński, Gudrun Brigitta Nöh, Monika Quasi Radzewicz, Udo Rathke, Rico., Norbert Sarnecki, Karin Schroeder, Renate U. Schürmeyer, Ramona Seyfarth, Katja Stelz, Janet Zeugner
Träger: Die Beginen e.V., Rostock | www.die-beginen-rostock.de
In Kooperation mit Schönberger Musik und Kunst e.V. | www.schoenberger-musiksommer.de
Schirmherrschaft: University of the Arts Magdalena Abakanowicz in Poznań / Polen